Aufregung um verschwundene Teilnehmerin und Siege der Lokalmatadore

Von Patrick Staar

Bad Tölz – einfach nur erleichtert war Organisator Stefan Ege-Dustmann, als beim Teil zu Triathlon alle Starter das Ziel erreicht hatten. „ Wir hatten so viel Glück im Unglück“, bilanziert er. „ Obwohl wir die Strecke ändern und wegen der Vorverlegung auf Samstag kurzfristig alles um stoßen mussten, hatten Helfer und Partner Zeit – von der Feuerwehr über die Polizei bis hin zur Zeitnahme Firma.“ Zudem gab es keine ernsthaften Verletzungen, und vor allem konnte in letzter Sekunde ein Abbruch abgewendet werden. Abgerundet wurde alles durch den Sieg zweier Lokalmatadore vom WSV Bad Tölz. Erster über die olympische Distanz wurde Michael Scheumaier, den Volkstriathlon gewann Pia-Marie Pichler, die jahrelang in der Wettkampfgruppe des WSV aktiv war. Fast noch dramatischer als das Rennen war das, was sich am Vormittag am Kirchsee abgespielt hatte. Eine beim Volkstriathlon gemeldete Athletin hatte ihren Schwimmbeutel abgeholt, ihr Rad blieb aber stehen. Das Kampfgericht musste davon ausgehen, dass sich die Athletin noch im Wasser befindet und irgendwo unerkannt ein Unfall passiert war. Immer wieder wurde am Ufer ihr Name ausgerufen – ohne Erfolg. Die Athleten blieb verschwunden. Schließlich fasten die Wasserwacht und die Wettkampfleitung den Beschluss, im Wettkampf abzubrechen und einen Rettungshubschrauber zu verständigen. Dieser braucht 40 Sekunden, um abzuheben. Exakt 10 Sekunden vor dem abheben und im Wettkampfabbruch meldete sich die vermeintlich verschwundene Athleten doch noch beim Kampfgericht, über die Lautsprecheranlage Am Kirchsee Kam die Ansage: „ Wir haben das Go gekriegt. Ihr könnt die Wärmekleidung ablegen – wir spielen jetzt Entspannungsmusik.“ „ Logisch geht, da der Puls hoch“, sagt der Trainer Dirk Kirschke vom WSV Bad Tölz. „ Da ging’s um ein Menschenleben, da wird alles andere unwichtig.“ Grund für die Aufregung war eine kleine Kommunikationspanne. Die Athletin war in der falschen Liste eingetragen. So ging sie erst etwas später über die olympische Distanz an den Start. Organisator Stefan Ege-Dustmann nahm den Fehler auf seine Kappe: „ Das war ein internes Problem, mir war klar, dass nichts passiert ist. Aber es ist klar, dass bei den anderen die Alarmglocken läuten – blöd gelaufen.“ Der Vorgang werde besprochen, „ und im nächsten Jahr wird es so ein Problem nicht mehr geben“. Davon geht auch Dirk Kirschke aus: „ Ich werde vorschlagen, dass wir am Ufermatten auslegen, mit denen wir kontrollieren, wer tatsächlich ins Wasser gegangen ist.“ Kirschke erinnerte sich daran, dass erst vor fünf Jahren am Tegernsee ein Wettkampf abgebrochen werden musste, weil eine Bademütze herrenlos im Wasser geschwommen ist. Die Athleten bekamen von dieser Aufregung vergleichsweise wenig mit. So war Michael Scheumaier im Ziel einfach nur euphorisch. Er sei beim Schwimmen nur 10 Sekunden nach seinem Tölzer Vereinskollegen, Maximilian Filipp, aus dem Wasser gestiegen: „ Das war für mich das beste Spielergebnis aller Zeiten.“ Für Filipp war es der Schlüssel Moment. Lachend erzählt er: „ In der Wechselzone hat mir der Michael zugerufen: „ Maxi, hier bin ich.“ Da habe ich mir nur gedacht: „ Du Depp!“ Ich wollte eigentlich mehr Vorsprung heraus Schwimmen.“ Im Anschluss wäre der Leiter der Triathlon Abteilung seinem Vereinskollegen gerne am Hinterrad geblieben, „ aber sein Tempo war mir zu hart“. Lange Zeit hoffte Filipp noch auf einen Podestplatz, doch auf der zweiten Hälfte der Laufstrecke passierte der Tritt platzierte Markus Lübbe auf dem Anstieg nach Ellbach das Tempo und lief schnell 200 m Vorsprung heraus. Bergab kämpfte sich Filipp noch mal 50 m heran, doch es blieb bei Platz 4. „ Platz 3 wäre schon cool gewesen. So bleibt mir nur die Holz-Medaille.“ Bemerkenswert: Maximilian Filipp war unmittelbar zuvor mit seiner Schwester Lisa und Michael Huber als Schwimmer in einer Volkstriathlon-Staffel gestartet – und das Trio hatte gewonnen. Obwohl Scheumaier am Ende 2 Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Michael Lübbe von der TG Victoria Augsburg hatte, habe er sich bis zum Schluss am Limit bewegt, „ weil ich immer befürchtet habe, dass ich noch eingeholt werde.“ Das ist nur mit seinen ersten Sieg geklappt hat, freue ihn „ riesig“. Scheumaier zieht sich von der Form auf einem guten Weg für seinen wichtigsten Wettkampf, dem Mitteldistanz Triathlon am Mondsee bei Salzburg.