Megamarsch – 100 km Wanderung von München nach Mittenwald – Lektionen in Sachen Ausrüstung und Durchhaltevermögen

Meine Kameradin Dana aus dem WSV erzählte mir vom Megamarsch, einer organisierten 100-km-Wanderung von München nach Mittenwald, und ich fühlte mich direkt angesprochen. Aus meiner Erfahrung beim Bergwandern wusste ich, dass ich zwar relativ langsam bin, aber dafür nahezu endlos laufen kann. Nach einem erfolgreichen Übungslauf von ganzen 12 km 🙂 meldete ich mich voller Elan zu der Veranstaltung an.

Am 13.05.23, einem trüben Frühsommertag, ging’s am frühen Nachmittag los und ich hatte 24 Stunden Zeit, um die Strecke zu bewältigen. Der Weg führte über Kloster Schäftlarn, Eurasburg, Benediktbeuern, die alte Kesselbergstraße hoch, am Walchenseeufer entlang über Einsiedl und den Wallgauer Höhenweg bis zum Mittenwalder Bahnhof. Trotz sorgfältiger Vorbehandlung mit Hirschtalg plagten mich nach 40 km erste Blasen an den Füßen, bei Kilometer 65 am Fuße des Kesselbergs kam ich nur noch im Schneckentempo vorwärts und sah mich schon scheitern. Nach so einer langen Etappe wollte ich aber nicht freiwillig aufgeben. Während des steilen Anstiegs verlagerte sich die Schwerkraft von den Zehen auf die Fersen, so dass ich diese Passage ebenso wie einige Mitstreiter kurioserweise als erholsam empfand. Mit Entschlossenheit und innerer Fokussierung kämpfte ich mich über selbst gesteckte kleine Zwischenziele in direkter Sichtweite weiter voran.

Im Gegensatz zu den erfahrenen Läufern hatte ich einen Wanderrucksack dabei, der mit Ersatzschuhen, Wechselkleidung und Proviant gefüllt war. Dank der alle 20 km eingerichteten Versorgungsstationen hätten Regenschutz, Stirnlampe, Blasenpflaster und eine Trinkflasche vollkommen ausgereicht. Trotz der zusätzlichen Last im Rucksack fühlte ich mich erstaunlicherweise nie wirklich müde.

Wichtig war auch die Kameradschaft. Anfangs wurde ich von vielen äußerst selbstbewussten Leuten im stylishen Outfit flott überholt, große Unterhaltungen hatten sich nicht ergeben. Ab dem Walchensee bildete sich eine recht homogene Gruppe: Die Top-Athleten waren längst vorausgeeilt und die Mehrheit der Starter hatte bereits aufgegeben. Wir langsameren, aber zähen Kämpfer teilten unseren Schmerz und motivierten uns immer wieder gegenseitig.

Die Wanderung von München nach Mittenwald war nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch ein mentales Abenteuer. Ich lernte, dass ich meine Grenzen neu definieren und mich auf das Wesentliche konzentrieren musste, um die Wanderung erfolgreich zu bewältigen. Am Ende war es eine unglaubliche Erfahrung, die mich mit Stolz und Zufriedenheit erfüllte, während ich die Ziellinie erreichte.

Ebenso glücklich wie erschöpft trat ich mit dem Bus die Rückfahrt nach Bad Tölz an. Mit Blick auf die geschundenen Füße war an eine Wiederholung nicht zu denken. Und keine drei Monate später frage ich: Wer geht nächstes Jahr mit?

Bericht: Hermann